2006
Playstation ist eine Videoarbeit, die über das spielerische Moment und das Altern im Zusammenhang eines erfüllten, künstlerisch kreativen, durchaus erfolgreichen Leben reflektiert, dass durch die Verbindung von Eigensinn, Offenheit, körperlicher und geistiger Disziplin, fortlaufender Übung und Aneignung, sowie poetischer Imagination, aber auch Begrenzung bzw. Opferung zu einem solchen werden konnte.
Ebenso wie in den Siegerehrungen geht es um Körperpolitik, Erfolg, Erinnerung und Ehrung. Nur fokussieren die Künstlerinnen diesmal ihr Interesse nicht auf einen Punkt, einen Moment der Erinnerung, der stellvertretend in Verbindung mit den Körpern zu einer komplexen Metapher über Lebenszusammenhänge- und abschnitte wird, sondern tauchen ein in ein biographisches netzartiges Gewebe, das sich spielerisch und assoziativ in Erinnerungsfragmente ausdehnt.
Stellvertretend für die Bühne findet die Handlung wieder in einem Schwimmbad statt: Das Schwimmbad ist ein Modell, das die heute 80 jährige Tänzerin, Choreographin und Tanzpädagogin Fe Reichelt im Alter von 16 Jahren entworfen und gebaut hat. Dieses Modell hat sie ihr ganzes Leben lang begleitet und hat heute noch einen Ehrenplatz in ihrer Wohnung, bevölkert von einer Vielzahl kleiner Puppen unterschiedlichster Art.
Die Künstlerinnen filmen Fe Reichelts Hände dabei, wie sie diese Puppen choreographiert, mit ihnen übt, sie hin- und her bewegt, Geschichten ihrer Herkunft erzählt und diese verbindet mit eigenen Erinnerungen. Dadurch ergibt sich ein ganzes Gespinst aus imaginativen, realen, absurden und normalen Handlungen und Geschichten, die insgesamt um Alltag, Phantasie, Körpererfahrung, Sinnerzeugung, Lust und Balanceübungen kreisen.
Fe Reichelt arbeitet mit ihrem Körper und ist eine Lehrerin die nicht nur Tanzwilligen Einsichten vermittelt. Wir erhalten (mit dieser Play Station) eine Übung im Spielen: Kindsein und Altsein liegen dicht beieinander, sie sind die Zeiten im Leben, in denen die Menschen nicht „produktiv" sein dürfen, in denen Spielen erlaubt wird. In diesem Unterrichts-Dialog ist der Vorhang im Hintergrund geschlossen, die Außenwelt wird ausgeblendet: diese Vorführung ist nicht für die erfolgs- und konkurrenzorientierte Gesellschaft gedacht.