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2008-2009

 

wespenwand-kl

 

In der installativen Foto-Wandcollage Story Tales wird einerseits der vorhandenen Zeitsprung von 25 Jahren und das Eintauchen in die Erinnerung heraufbeschworen, andererseits die Differenz der Kontexte, die fotografisches Bildmaterial aufladen, zur Diskussion gestellt.

Tina Bara sucht ihre ehemaligen Weggefährtinnen und fotografiert sie als Rückenansichten im Wasser stehend nach 25 Jahren noch einmal. Ebenso dokumentiert sie die noch vorhandenen privaten Erinnerungsfotografien vom Treffen am See in den jeweiligen privaten Archiven.

Alba D'Urbano komponiert die „neuen“ Fotografien zusammen mit einer Auswahl aus neu vergrößerten Abzügen des alten Materials, Dokumentationsfotos von Dora Garcias Arbeit im Kunstkontext, einer Variation der Weiteraneignung dieser Bilder und „originalen“ BSTU-Fotografien sowie einem kurzen Text eine Wandinstallation, die erzählerisch, metaphorisch und reflexiv angelegt ist.

 

Wandtext:

Covergirl: Wespen-Akte

 

Im Sommer 2007 entdeckte ich auf dem Arbeitstisch meiner Kollegin Alba D’Urbano einen Katalog, dessen Titelfoto mich unerwartet stark irritierte. Das Bild auf dem Umschlag zeigt eine nackte, sitzende junge Frau mit einem schwarzen Balken über den Augen, die Unterzeile bildet ein Stempel der BStU (Behörde der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes). Die Frau war ich vor 25 Jahren. Im Katalog sind weitere Fotos von nackten Frauen, die am Ufer eines Sees sitzen, abgebildet.

Alba berichtete von einer interessanten, aber widersprüchlichen Ausstellung einer spanischen Künstlerin zum Thema Staatssicherheit und DDR, die sie mit ihren Studierenden in der Galerie für zeitgenössische Kunst gesehen hatte. Viel schneller als ich, die ich auf das Cover des Ausstellungskataloges starrte, begriff sie diese Episode als komplexe Fragestellung, die mir auf diesem ungewöhnlichen Weg begegnet ist. In der Folge beschlossen wir, gemeinsam eine Arbeit zu entwickeln.

Ich recherchierte etwas, war enttäuscht über einen Brief der BStU, den ich als Antwort auf einige Fragen zum problematischen Umgang mit dem Bildmaterial erhalten hatte. Dann wurden die Bilder des Kataloges auf dem Art-Forum in Berlin bei zwei Galerien als Kunstwerke der spanischen Künstlerin gezeigt. Einige der dargestellten Personen erkannten sich trotz schwarzer Balken über den Augen. Wir beschlossenen, uns die mehrfach angeeigneten Bilder erneut anzueignen, um über den Kreislauf und die Verwertung von Bildern und Archivmaterial nachzudenken.

„Wespen-Akte“ war der Deckname der Staatssicherheit für die „Frauen für den Frieden“, die sich in der DDR der 80er Jahre für Entmilitarisierung, Abrüstung und eine friedensgemäße Kindererziehung in der DDR engagierten. Die Fotos im Katalog zeigen ein privates Treffen der Frauen im Sommer 1983. Zwei Hobbyfotografinnen, Katja Havemann und ich, hatten diese Momente dokumentiert. Einige dieser Fotografien landeten als Beweismaterial nach einer Hausdurchsuchung bei einer der Protagonistinnen bei der Staatssicherheit.

Nachdem ich die abgebildeten Frauen fast zwei Jahrzehnte aus den Augen verloren hatte, traf ich sie wieder.

 

Karin Teichert, Ulrike Poppe, Katja Havemann, Rommy Baumann-Sevim, Ruth Leiserowitz, Jutta Seidel, Almut Ilsen, Ute Delor, Anne Voß

 

Wir danken Katja Havemann für die Bereitschaft, die noch vorhandenen Negative benutzen zu dürfen und allen anderen für die Bereitstellung ihres Fotomaterials, als auch der BSTU, die nach einer internen Diskussion erneut das ehemalige Beweismaterial für eine künstlerische Arbeit zur Verfügung stellte, diesmal mit einer Einverständniserklärung der abgebildeten Personen.

 

T.B.

 

Fotowand ca. 3 x 15 m:

10 C-prints 80 x 58 cm; 10 C-prints 50 x 60 cm; 8 Baryth prints 47 x 32 cm; 10 Baryth prints 24 x 30 cm; 12 S/W Tintenstrahldrucke 24 x 30cm; 4 S/W Tintenstrahldrucke auf Leinwand 34 x 24 cm; 5 Tintenstrahldrucke 18 x 24 cm; 6 S/W Reproduktionen 14 x 18 cm, DIN A4 Text

 


 

bildwand

hauptprojekt

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